Viktor E. Frankl

Der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, der Wiener Facharzt und Professor für Neurologie und Psychiatrie und promovierte Philosoph Viktor E. Frankl (1905-1997), der seinen innovativen Ansatz bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erarbeitet hatte, betonte zeitlebens, er habe die Logotherapie nicht erfunden, sondern lediglich gefunden - bei den Menschen: In der aufmerksamen Zuwendung zu seinen Patienten und Mitmenschen und ihren Strategien der Lebensbewältigung. Diese systematisch zugänglich zu machen für ein medizinisches Fachpublikum, die interessierte Öffentlichkeit sowie seine unzähligen Patientinnen und Patienten war das Lebenswerk des eindrucksvollen Pioniers. 

1905 in Wien geboren studierte Frankl Medizin und spezialisierte sich auf die Fachgebiete Neurologie und Psychiatrie. Zunächst Schüler von Sigmund Freud und Alfred Adler begründete er bald selbst eine eigene Ausrichtung innerhalb seiner psychiatrischen Arbeit. Seit 1930 Doktor der Medizin wendet er sich 1949 mit dem Titel ‚Ärztliche Seelsorge’ an das medizinische Fachkollegium und lenkt den Fokus auf die ärztliche Verantwortung im Umgang mit für den Patienten existentiell herausfordernden Situationen. 

Zu den Schwerpunktthemen seiner Arbeit wurden Depression und Suizid. Schon als Student hatte er 1930 Jugendberatungsstellen ins Leben gerufen, um Suizide unter Schülern nach der Zeugnisausgabe zu verhindern. Als Oberarzt betreute er von 1933-1937 am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien (Universitätsklinikum) den sog. Selbstmörderinnenpavillon, an dem er jährlich bis zu 3000 suizidgefährdete Frauen begleitete.

Als jüdischer Arzt ab 1938 von den nationalsozialistischen Arbeitsverboten betroffen leitete er ab 1940 die psychiatrische Abteilung des Wiener Rothschild-Spitals, dem einzigen Krankenhaus, an dem zu diesem Zeitpunkt noch jüdische Patient(inn)en behandelt wurden. 

Den Zweiten Weltkrieg überlebte er, in insgesamt vier Konzentrationslagern interniert und als Arzt für die Mitinhaftierten eingesetzt, verlor aber bis auf seine Schwester, welche emigriert war, seine gesamte Familie. 

Nach Ende des Krieges verfasste Frankl sein Werk ‚...trotzdem Ja zum Leben sagen! Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager’, das ihn in der Folge weltweit bekannt machte. Zudem rekonstruiert er seine medizinische Dissertation, die ‚Ärztliche Seelsorge’, aus dem Gedächtnis, so dass diese wieder veröffentlicht werden kann.  

Von 1946-1971 wurde Frankl Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik. Ab 1955 hatte er eine Professur für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien inne. In den USA wurde ihm 1970 eigens eine internationale Professur für Logotherapie geschaffen an der University of San Diego. Darüber hinaus hielt er Gastprofessuren an der Harvard University, sowie in Dallas und Pittsburgh. 

Philosophisch stark beeinflusst von Max Scheler, Karl Jaspers und Nikolai Hartmann zeigte bereits Frankls medizinische Dissertation starke philosophische Züge. 1948 folgte seine philosophische Dissertation unter dem Titel ‚Der unbewusste Gott – Psychotherapie und Religion’. 

Frankl erhielt weltweit 29 Ehrendoktorate und verfasste insgesamt 32 Bücher, welche in insgesamt 48 Sprachen übersetzt wurden. 

Weitere Einblicke in Viktor Frankls Leben und Werk bietet eines der letzten noch zu Lebzeiten erschienenen Werke, der autobiografische Band ‚Was nicht in meinen Büchern steht’ sowie die von Haddon Klingberg verfasste Biografie über Viktor Frankl und seine zweite Ehefrau Elly: ‚Das Leben wartet auf dich’.